Porträt
von l. n. r.: Stephan Wriecz, Felix S. Felix, Danilo Fioriti, Miriam Grimm, Ben Hergl, Monika Kleebauer, Walter Menzlaw
Gerade die Mischung aus Übermut und Tragik, Spontaneität und Reflexion, schnellen Szenesprüngen und tiefgründigen Augenblicken, flinken Rollenwechseln und markanten Hauptfiguren ist es ja gerade, die das Chawwerusch Theater so besonders macht.
(Brigitte Schmalenberg in DIE RHEINPFALZ, 12.06.2023)
Chawwerusch ist das professionelle Theaterkollektiv der Südpfalz mit eigener Spielstätte, das Geschichte und Geschichten erlebbar macht. Wir verfügen über 40 Jahre Erfahrung in aktiver kreativer Theaterarbeit und sind stets offen für neue Ideen, Themen, Stücke und Projekte. Jährlich kommen zwei bis fünf neue Produktionen in der eigenen Spielstätte, dem Theatersaal in Herxheim, zur Aufführung. Im Zentrum des Spielplans steht die Entwicklung eigener Stücke, die sich für unterschiedliche Spielorte eignen. Seit unserer Gründung 1984 haben wir über 120 Stücke auf die Bühne gebracht. Inspiriert von außergewöhnlichen Themen und Orten produziert das Chawwerusch Theater zudem mit Amateuren generationenübergreifende Großprojekte auf hohem künstlerischem Niveau.
Recherchierte regionale Geschichte und Geschichten sind immer wieder wichtige Bestandteile unserer Inszenierungen. Aber auch Klassiker (wie Don Quijote von Cervantes, die Odyssee von Homer oder Shakespeares Romeo und Julia) betrachten und inszenieren wir aus ‘ver‑rückten’ Perspektiven. Ziel ist es, Theater von Leuten für Leute zu machen, immer nah an den Menschen und ihrer aktuellen Erlebniswelt zu bleiben, manchmal auch zu irritieren, aber stets mit einem Augenzwinkern, ganz nach dem Chawwerusch-Motto
“Komisch, tragisch, herzlich!”
Unsere Stücke entstehen in einem intensiven Prozess von Recherche, Improvisation und gemeinsamer Diskussion. Die Schauspieler*innen stehen mit ihren Körpern und ihrer Stimme im Zentrum der Inszenierung. Neben der Hochsprache spielen wir gleichberechtigt mit verschiedenen Dialekten und Sprachformen, begreifen uns aber nicht als heimatpflegerisches Mundarttheater. Integraler Bestandteil vieler Stücke ist Musik, die meist eigens für das jeweilige Stück komponiert, arrangiert und von den Akteur*innen live gesungen und gespielt wird.
Über Jahre entstand eine unverwechselbare Handschrift, die nicht nur in Eigenproduktionen, sondern auch in vielfältigen Projekten mit Amateuren sichtbar wird. Chawwerusch will nicht nur Theater für Zuschauer*innen machen, sondern auch mit ihnen. Für diese Aktivitäten und die Verdienste in den Bereichen Literatur, Theater und politische Bildung wurden wir vielfach mit Preisen ausgezeichnet: Unter anderem mit dem Kunst-Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz (1994), dem Förderpreis der Stiftung zur Förderung der Kunst in der Pfalz (1998), dem Pamina Kulturpreis (2005), dem Preis der Emichsburg bei den Bockenheimer Mundarttagen (2006), mit der Hermann-Sinsheimer-Plakette in Freinsheim (2010) sowie dem Bernhard-Sutor-Preis (2024).
Unsere Arbeit baut auf dem Fundament unserer Grunsätze auf, die lauten: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.
Die Realität sieht für viele Menschen auch in Deutschland anders aus. Viele werden diskriminiert, beleidigt und ausgegrenzt.
Wir als Theater stehen für ein friedvolles, demokratisches Zusammenleben, um das täglich neu gerungen werden muss.
Wir lehnen Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, Diskriminierung von Menschen mit Beeinträchtigungen sowie jegliche Form von Gewalt und andere diskriminierende und menschenabwertende Verhaltensweisen ab. Diese werden bei uns im Chawwerusch Theater nicht toleriert.
Wir sind Mitglied im Landesverband professioneller freier Theater in Rheinland-Pfalz (laprofth) und bei der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche (ASSITEJ). Wir schätzen und fördern gute Team- und Zusammenarbeit sowie die Vernetzung mit anderen Kultur- und Theaterschaffenden.
Die Expedition Chawwerusch ist seit 2014 die junge Sparte unseres Theaters. Sie richtet sich in erster Linie – aber nicht nur – an Jugendliche und junge Erwachsene. Mit ihren meist selbst entwickelten Stücken zu aktuellen Themen ist sie auch mobil. Sie bietet umfassendes theaterpädagogisches Begleitprogramm zu den Produktionen – und einen engen Kontakt zu Schulen. Darüber hinaus entwickelt sie im Jugendclub „Theaterscouts“ Theaterevents mit spielwütigen Jugendlichen.
2015 wurden die Theaterscouts der Expedition mit dem Bürgerpreis der Sparkasse Südliche Weinstraße in der Kategorie „U21“ ausgezeichnet. 2019 war die Produktion „Decide – ein Parzival-Projekt“ (Theaterprojekt mit Jugendlichen) Preisträger des Bundeswettbewerbs MIXED UP. Das Projekt gewann außerdem bei KultDING 2020 der Lotto Rheinland-Pfalz-Stiftung den ersten Preis.