Interview zu “Zwei Frauen falten sich”

Monika Kleebauer und Karin Roth über “Zwei Frauen falten sich“, das am Freitag 28.3. seine Uraufführung  im Chawwerusch-Theatersaal feiert.

Ent­stan­den ist das Stück unter ande­rem aus einem Bewe­gungs-Work­shop, an dem Frau­en von 40 – 80 Jah­ren in 2024 teil­ge­nom­men haben.
Karin Roth, Bei­geord­ne­te der Orts­ge­mein­de Herx­heim (Senio­ren­ar­beit, Inklu­si­on, Gleich­stel­lung, Bar­rie­re­freie Infra­struk­tur und Sozia­le Ange­le­gen­hei­ten) war eine der Work­shop-Teil­neh­me­rin­nen und hat in einer offe­nen Pro­be Ende Janu­ar schon mal ers­te Ein­drü­cke vom Stück bekommen.

Moni­ka Klee­bau­er, Foto: Wal­ter Menzlaw

Moni­ka Klee­bau­er ist eine der bei­den Schau­spie­le­rin­nen im Stück.
Sil­ke Ben­der (SB) hat die bei­den zum fast fer­ti­gen Stück und sei­nen Hin­ter­grün­den befragt.

SB: Moni­ka, du spielst ja nach län­ge­rer Zeit wie­der in einer Pro­duk­ti­on mit. Wie fühlt es sich an, wie­der einer Pre­mie­re entgegenzufiebern?
Moni­ka Klee­bau­er: Mir macht es Rie­sen­spaß, wie­der auf der Büh­ne zu ste­hen. Die Zusam­men­ar­beit im Pro­duk­ti­ons­team mit Miri­am Grimm, Liam Clan­cy und Marie Sophie Hei­nen ist ein­fach super und wir haben zusam­men sehr viel zu lachen. Ver­blüf­fend ist, dass mir die Pro­duk­ti­on ganz viel Ener­gie gibt. Die kann ich dann sogar noch für ande­re Berei­che verwenden.

Karin Roth, Foto: privat

SB: Karin, wie war der Work­shop mit Liam Clan­cy, den ihr 2024 vor Ent­ste­hung des Stücks gemacht habt? Was hat dir da beson­ders Spaß gemacht?
Karin Roth: Spaß gemacht hat, dass man sich frei ent­fal­ten konn­te. Liam hat eine ganz beson­de­re Art und ist ein tol­ler Leh­rer. Es war eine sehr schö­ne und neue Erfah­rung, denn es han­del­te sich nicht um die übli­chen Tanz­for­men wie Bal­lett oder Gesell­schafts­tanz, son­dern um Bewe­gungstanz. Das hat­te ich vor­her noch nie gemacht. Wir Frau­en unter­ein­an­der haben fest­ge­stellt, dass wir trotz gro­ßer Alters­spann­brei­te gleich ticken. Es war ein geschütz­ter Rah­men für uns, mit einer ganz eige­nen Atmo­sphä­re und Dyna­mik. Wir konn­ten uns dabei ganz fal­len las­sen und danach in guter Stim­mung in unse­ren All­tag zurückkehren.

SB: …Und jetzt ist unter ande­rem aus die­sem Work­shop ein Stück ent­stan­den, in eine Pro­be hast du gera­de rein­ge­schaut. Hast du dei­ne Erfah­run­gen und The­men wie­der­ge­fun­den? Oder ist das Stück für dich etwas ganz anderes?
Karin Roth: Am Anfang habe ich mir etwas schwer­ge­tan, die Bewe­gun­gen von Moni­ka und Miri zu ver­ste­hen und habe zunächst kei­ne Brü­cke zum The­ma gefun­den. Aber je län­ger die offe­ne Pro­be ging, umso mehr bin ich ins Stück rein­ge­kom­men und habe dann auch The­men wiedererkannt.
Sehr wich­tig und gut fin­de ich an dem Stück, dass man sich mit dem The­ma „Älter­wer­den“ selbst ein­fach mal aus­ein­an­der­setzt, das ist etwas, was ich sonst eigent­lich gar nicht mache. Mein Alter ist für mich per­sön­lich eigent­lich kein The­ma im All­tag. Aber ich den­ke, es ver­dient, reflek­tiert zu wer­den, und zwar anders, als das nor­ma­ler­wei­se in der Öffent­lich­keit pas­siert. Jede Fal­te die man hat, beschreibt ja das Leben, das man gelebt hat. Des­halb fin­de ich, man soll­te zu sei­nen Fal­ten ste­hen; es sind Lebens­li­ni­en. Auch zu sei­nem Kör­per, der ja viel­leicht, wie in mei­nem Fall, meh­re­re Kin­der gebo­ren hat und dem man das auch ansieht, soll­te man mit Stolz ste­hen und dank­bar dafür sein.

SB: Moni­ka, wie kam es zur Idee von „Zwei Frau­en fal­ten sich“? Einem Stück von zwei Frau­en über 40 mit viel Bewegung?
Moni­ka Klee­bau­er: Der Anfang die­ser Pro­duk­ti­on liegt zwei Jah­re zurück. Bei einer Kunst­klau­sur, einem krea­tiv-künst­le­ri­schen Tref­fen, bei dem das Chaw­we­rusch Kol­lek­tiv zukünf­ti­ge Pro­jek­te bespricht, stell­ten Miri­am und ich fest, dass wir ger­ne mal etwas zu zweit machen wür­den, am liebs­ten etwas, wo es um die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen unse­ren bei­den Gene­ra­tio­nen geht. Wir bei­de haben einen Spa­zier­gang gemacht und dar­über gespro­chen. Unse­re Idee war, etwas mit viel Bewe­gung, etwas Tän­ze­ri­sches auf die Büh­ne zu brin­gen. Ich hat­te am Anfang mei­ner künst­le­ri­schen Lauf­bahn vie­le Erfah­run­gen mit Tanz und Impro­vi­sa­ti­on gemacht und auch Miri­am hat einen star­ken Bezug zu Bewe­gung und Tanz. Hin­zu kam, dass ich vor vier Jah­ren Liam Clan­cy und sei­nen Arbeits­an­satz ken­nen­ge­lernt habe.
Eine zen­tra­le Basis unse­res Stücks sind Inter­views, die wir mit Frau­en aus unse­rem Umfeld gemacht und die uns ihre Geschich­ten zum The­ma „Älter­wer­den von Frau­en“ geschenkt haben.
So sind ganz vie­le Strän­ge und Zufäl­le zusam­men­ge­kom­men und jetzt ist dar­aus die­ses Pro­gramm ent­stan­den. Bei der Arbeit dar­an, im Lau­fe der bei­den Jah­re, haben wir uns dann auch damit aus­ein­an­der­ge­setzt, dass das Älter­wer­den von Frau­en und der Umgang damit in vie­len Kul­tur­be­trie­ben ein wich­ti­ges The­ma ist. Auch dazu haben wir inten­siv recherchiert.

SB: Karin, wür­dest du dir das Stück auch mit männ­li­cher Beglei­tung anschau­en? Oder ist das aus dei­ner Sicht nur für Frau­en interessant?
Karin Roth: (lachend) Ich wer­de es mir mit männ­li­cher Beglei­tung anschau­en! Ich habe einen tol­len Mann, er ist ein offe­ner und tole­ran­ter Mensch ohne Denk­bar­rie­ren. Ich fin­de es wich­tig, dass Frau­en ihre Part­ner ein­la­den und dazu moti­vie­ren, sich das Stück gemein­sam anzu­se­hen. Die Män­ner kön­nen dann die Per­spek­ti­ve von Frau­en ein­neh­men und dabei viel­leicht auch Aha-Momen­te erle­ben. Was Frau­en so alles gesagt wird, wenn sie älter wer­den, und wie ihre Sicht­wei­sen und ihre Emp­fin­dun­gen dazu sind, soll­te mehr gehört wer­den. Ich den­ke, dass tut auch der Bezie­hung ganz gut. Wenn man das Stück gemein­sam gese­hen hat, kann man danach zu zweit in den Dia­log gehen und sich mit­ein­an­der dar­über aus­tau­schen: Was macht das Alter mit mir als Frau und was macht das Alter mit mir als Mann? Das ist ja eigent­lich eine Chan­ce, auch für Män­ner, und eine Berei­che­rung für die Partnerschaft.