Animal Farm — Pressestimmen
Eine gut durchlüftete, politisch entstaubte und auf die heutige Gesellschaft zugespitzte Produktion von George Orwells „Animal Farm“ feierte am Freitag im Chawwerusch-Theater in Herxheim Premiere. Walter Menzlaws Adaption der dunklen Zukunftsvision ist ein echter Feger und lässt die Tür für bessere Zeiten einen Spalt weit offen. (…)
Wer sich nicht gerne aus der Reserve locken lässt, Klamauk und Musikeinlagen scheut, der ist hier fehl am Platz. Aber gerade die Mischung aus Übermut und Tragik, Spontaneität und Reflexion, schnellen Szenesprüngen und tiefgründigen Augenblicken, flinken Rollenwechseln und markanten Hauptfiguren ist es ja gerade, die das Chawwerusch-Theater so besonders macht. (…) Anders als im Original spielen Stalins Diktatur, die Orwell anprangert, und die Idee des Kommunismus, aber keine Rolle. Sehr wohl geht es allerdings um die Ideen des Umsturzes in einer demokratischen Gesellschaft, um das Aushalten von Meinungsfreiheit und das Aufdecken von Verschwörungstheorien, um Machtmissbrauch und Vorteilsnahme und darum, dass sich auch hier allzu leicht Strukturen des im Untertitel benannten „Gleich und Gleicher“ einstellen.
Das Funktionieren einer Demokratie, so die Botschaft dieser Inszenierung, zu der Moritz Hahn die facettenreiche Musik und Ilona Lenk das effektive Bühnen- und Kostümbild beigesteuert haben, beginnt mit der Integrität und dem freiwilligen Zutun jedes Einzelnen und hört beim Bemühen um gemeinsame Entscheidungen noch lange nicht auf. Für diese tierisch starke Sichtweise auf leidlich bekannte Tatsachen gab es schier nicht enden wollenden, verdienten Applaus.
(DIE RHEINPFALZ, 12.06.2023)
Was für die Tiere der Farm aber offenbar Priorität hat, ist, Antworten zu bekommen. Da ist die Hoffnung auf den Kandiszuckerberg eben nicht genug, um im Alltag zu bestehen. Und irgendwann weiß keiner mehr, wer wahrer Visionär und wer Lügner ist. (…) Die Truppe unterhielt das Publikum zwei Stunden lang auf intelligente, witzige Weise und bewies einmal mehr, dass sie nicht nur die Schauspielkunst beherrscht, sondern auch in ihrer Kreativität und Spiellust schier nicht aufzuhalten ist. Das Stück ist eine inspirierende Erinnerung des Theaterkollektivs an das Buch, dessen Lektüre heute dringender denn je zu empfehlen ist.
(DIE RHEINPFALZ, 26.06.2023)